Die Sportfreunde Lotte haben sich am Samstagnachmittag ein spätes Remis gegen Tabellenführer Fortuna Köln erkämpft. Beim 1:1 (0:0) im Duell „Platz zwei gegen Platz eins“ sahen 1312 Zuschauer am Lotter Kreuz lange Zeit ein hart umkämpftes Duell, wie es sich eben für ein echtes Spitzenspiel gehört. Früh hatten unsere Blau-Weißen Pech, als Angreifer Marc Heider schon nach wenigen Sekunden verletzungsbedingt den Rasen verlassen musste. Im zweiten Spielabschnitt konterte Lotte einen verwandelten Foulelfmeter der Fortuna tief in der Nachspielzeit und behält immerhin einen Zähler am Autobahnkreuz.
Sportfreunde-Trainer Fabian Lübbers nahm lediglich eine Änderung im Vergleich zum letzten Wochenende vor. Johannes Sabah ersetzte Albin Thaqi in der Innenverteidigung. Das Duell „Zweiter gegen Erster“ schienen die Blau-Weißen früh voll anzunehmen, denn bereits nach rund 20 Sekunden holte Marc Heider einen anfänglichen Eckball für sein Team heraus. Der Lotter Angreifer stand auch in der nächsten Szene wieder im Fokus – allerdings diesmal auf unschöne Art und Weise. Nach etwa zwei Minuten war für den 38-jährigen das Aufeinandertreffen mit den Kölner Südstädtern schon beendet, als dieser verletzungsbedingt den Platz verlassen musste. Philip Fontein erwischte somit einen echten „Kaltstart“ und sollte gemeinsam mit Nico Thier in vorderster Front für Gefahr sorgen.
Die nun leicht veränderte Formation musste sich jedoch zunächst erst einmal finden. Fatlum Elezi verlor den Ball unweit vor dem eigenen Tor, doch Henri Matter setzte seinen gefährlichen Abschluss knapp über den Kasten. Da waren die Sportfreunde kurz im Glück (5.). Ansonsten sah das gar nicht so verkehrt aus im Lotter Defensivverbund. Einzig das Spiel in die Spitze sollte durch den frühen Heider-Ausfall tatsächlich ein wenig leiden. Fortuna Köln war das aktivere Team, die Lübbers-Elf wartete eher auf geeignete Umschaltmomente. Zweimal musste Laurenz Beckemeyer gegen Mittelstädts Kopfball (13.) sowie Matters Versuch (21.) eingreifen, bewahrte die Hausherren damit vor dem frühen Rückstand.
Ansonsten war es das typisch umkämpfte Topspiel mit vielen Unterbrechungen sowie eng geführten Zweikämpfen. Hendrik Mittelstädts freche “Bogenlampe” flog aufs obere Tornetz (39.). Die bis dato beste SFL-Gelegenheit hatte Kamer Krasniqi kurz vor der Pause, wessen potenzieller Einschuss – nach schön vorgetragener Eckball-Variante – im letzten Moment geblockt wurde (44.). Ohnehin sollte es in der dreiminütigen Nachspielzeit noch einmal richtig wild werden, denn auch die Kölner verpassten ihrerseits nur haarscharf die Führung: Mittelstädt brachte das Leder von links ins Zentrum, wo Offensivmann Marvin Mika unmittelbar vor dem Tor das Spielgerät aber nicht perfekt traf (45.+3).
Nach dem Seitenwechsel ging es für die Gastgeber primär darum, mehr eigene Akzente im vorderen Drittel zu setzen, aber dennoch weiter kompakt zu verteidigen. Insbesondere der nun eingewechselte Buri Nyuydine belebte fortan durchaus das Geschehen und holte zumindest gleich den ersten Eckball im zweiten Durchgang heraus (50.). Im Anschluss scheiterte Kamer Krasniqi mit ordentlichem Versuch von der Sechzehnergrenze an Fortuna-Keeper Felix Buer (51.). Das war jetzt ein richtig packendes Spitzenspiel am Lotter Kreuz – Ausgang völlig offen. Der Kölner Henri Matter probierte sich ebenfalls immer wieder, scheiterte jedoch erst am stark parierenden Beckemeyer (55.) und schließlich am Außennetz (56.).
Wer also würde das Duell für sich entscheiden und gleichzeitig zum Spitzenreiter nach dem 8. Spieltag gekrönt werden? Nun waren jedenfalls die Sportfreunde wieder am Zug: Nyuydine flankte von halblinks nach innen, Fatih Ufuk nahm das Leder direkt. Auch hier blieb Buer der Sieger (62.). Fortuna-Angreifer Marvin Mika köpfte wiederum auf der Gegenseite einige Meter am SFL-Gehäuse vorbei (75.). Plötzlich Aufregung: Henri Matter bekam den Ball im Sechzehner durchaus aussichtsreich serviert und wurde von Fatih Ufuk zu Fall gebracht. Für Schiedsrichter Jan Peter Weßels aus Moers gab es in dieser Szene gar keine Zweifel. Elfmeter für Fortuna Köln. Ausgerechnet Stipe Batarilo-Cerdic, der neben Dominik Ernst einer von zwei ehemaligen SFL-Akteuren in den Reihen der Südstädter ist, stellte sich der Verantwortung – Und verwandelte selbstbewusst im linken Torwinkel – 0:1 (78.).
Doch dass die Sportfreunde seit vielen vielen Monaten eine außergewöhnliche Mentalität besitzen, dürfte inzwischen kein Geheimnis mehr sein. So hingen die Köpfe auch heute nicht, sondern es wurde gleich wieder der Weg nach vorne gesucht. Wenngleich die Kölner Fortuna jetzt natürlich gaaanz viel Zeit hatte. Egal ob eigene Abstöße, klassische Situationen an der Eckfahne oder kurze anderweitige Unterbrechungen – der (aktuelle) Tabellenführer der Regionalliga West wollte nun wirklich jede einzelne Sekunde von der Uhr nehmen. Das kam beim Lotter Publikum selbstverständlich alles andere als gut an. So schien ebenso die sechsminütige Nachspielzeit insgesamt angebracht.
Dann kam der Moment: Nico Thier legte für Buri Nyuydine ab, der von der Sechzehnergrenze direkt abschloss und gefühlvoll ins linke untere Toreck traf – 1:1, Ekstase pur (90.+6)! Wieder einmal werden die Sportfreunde Lotte für ihre großartige Moral belohnt. Tabellenführer nennen darf sich nach dem Spitzenduell übrigens weder Fortuna Köln, noch unsere Blau-Weißen. Getreu dem Motto „Wenn zwei sich streiten, dann freut sich der dritte“ übernimmt Rot-Weiß Oberhausen vorerst Rang eins der Regionalliga West.
Sportfreunde Lotte: Beckemeyer – Lübke (65. Mensing), Mensah, Sabah (65. Milic), Ufuk – Thier, Krasniqi, Elezi – Schaub (46. Nyuydine), Holzweiler (74. Owusu Addai) – Heider (3. Fontein)
Fortuna Köln: Buer – Pernot, Fischer, Afamefuna, Ernst – Stanilewicz, Matter (85. Sarpei) – Batarilo-Cerdic (85. Hadouchi), Mika (62. Biada), Budimbu (89. Fünger), Mittelstädt (62. Eze)
Tore: 0:1 Batarilo-Cerdic (78./Foulelfm.), 1:1 Nyuydine (90.+6)
Schiedsrichter: Jan Peter Weßels (Moers)
Zuschauer: 1312
(Bericht: Tobias Wehrmeier I Foto: Rolf Grundke)
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