Volle Lotte! Denn du bist mein Verein.

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Irres „Finish“ !! - Lotte bezwingt Gütersloh tief in der Nachspielzeit

Was ist das für ein Start in die neue Regionalliga-Saison? Auch das zweite Duell der noch jungen Spielzeit konnten die Mannen von Fabian Lübbers vor 1242 Zuschauern für sich entscheiden. Beim 3:2 (1:1) gegen den FC Gütersloh behielt Lotte nach zweimaligem Rückstand und furioser Schlussphase die volle Ausbeute am Autobahnkreuz. Dabei hatten es die Gäste aus Ostwestfalen unseren Blau-Weißen über weite Teile der Begegnung alles andere als leicht gemacht. Doch wieder einmal siegte am Ende der längst bekannte Lotter Glaube.

„Never change a running system“

Im ersten Heimspiel der neuen Saison setzte Fabian Lübbers auf die gleiche Elf, welche zum Auftakt drei Zähler aus der Krefelder Grotenburg entführte. Wieder einmal starteten Nico Lübke, Johannes Sabah, Jeff Amoah Mensah und Leonel Brodersen in einer Viererkette. Davor begannen Fatlum Elezi, Philip Fontein, Nico Thier sowie Kamer Krasniqi. Im Angriff sollte erneut Samuel Owusu Addai gemeinsam mit Marc Heider für Gefahr sorgen.

Eines wurde dem heimischen SFL-Publikum unter den 1242 Zuschauern sofort deutlich. Die höhere Spielklasse war nicht nur auf dem Papier, sondern auch vom gesamten Niveau auf dem Platz zu jedem Zeitpunkt spürbar. Gütersloh arbeitete akribisch gegen den Ball, wollte die Sportfreunde gar nicht erst zu ihrer gewohnten Stärke in den eigenen Heimspielen kommen lassen. Die Truppe des langjährigen FCG-Coaches Julian Hesse schien sich nach der Auftakt-Niederlage gegen den MSV Duisburg so einiges vorgenommen zu haben: Phil Beckhoff spielte die Kugel unangenehm in die Spitze, wo Mittelfeldmann Patrik Twardzik relativ alleingelassen zum 0:1 traf. Die SFL reklamierten vergeblich eine mögliche Abseitsstellung (11.).

Twardzik, immer wieder Twardzik…

Halb so wild, könnte sich der erfahrene Sportfreunde-Fan gedacht haben. Schließlich holten die Blau-Weißen erst im vergangenen Jahr regelmäßig Rückstände im Stadion am Lotter Kreuz auf. Doch Gütersloh machte am Freitagabend einen enorm konzentrierten Eindruck, konnte Lotte durch seinen aggressiven, aber weitgehend fairen Auftritt immer wieder ärgern. In der Folge bügelte Keeper Laurenz Beckemeyer den eigenen kleinen Fauxpas erfolgreich wieder aus, indem dieser den Versuch des einmal mehr lauernden Patrik Twardzik parierte (21.). Der Tscheche hätte allerdings nur rund sechs Minuten später für das potenzielle 0:2 sorgen können, legte das Spielgerät jedoch – zum Glück aus Lotter Sicht – aus kurzer Entfernung über den Kasten (27.).

Die Sportfreunde schüttelten sich kurz und waren inzwischen deutlich besser im Spiel. Kamer Krasniqi setzte zum kleinen Solo an, bediente Nico Thier in vorderster Front, der sich toll durchtankte und das wichtige 1:1 markierte (31.). Lotte war jetzt voll zurück im Geschehen. Die Ostwestfalen aus Gütersloh reagierten dennoch keineswegs geschockt. Nur knapp verpasste Phil Beckhoff per Freistoß die erneute FCG-Führung (35.). Trotzdem gelang es dem Lübbers-Team vor dem Seitenwechsel eine Drangphase einzuleiten: Bei Addais auf’s Tor gezogener Flanke musste Keeper Jarno Peters all sein Können aufbieten (38.). Ebenso war Peters bei Sabahs zu zentralem Kopfball (43.) sowie Addais nächster aussichtsreicher Gelegenheit auf der Hut (45.).

Zweite „kalte Dusche“ des Abends

Mit Beginn des zweiten Durchgangs hätten die Gastgeber ihrem Kontrahenten gleich mal einen herben Dämpfer verpassen können, wäre Owusu Addai nicht im letzten Moment abgedrängt worden (46.). Stattdessen folgte erneut so etwas wie eine “kalte Dusche” – Und wieder war Twardzik voll mit von der Partie: zu einfach kombinierte sich Gütersloh in jener Szene bis nah vor das Lotter Gehäuse. Beckhoff gab den letzten Pass, Patrik Twardzik schloss abgefälscht ins rechte untere Eck ab – 1:2 (50.).

Das Unterfangen gegen den so forsch auftretenden Gast, es war mit dem zweiten Rückstand des Tages nicht leichter geworden. Lotte stemmte sich dagegen: Laurenz Beckemeyer schickte per starkem Abwurf den eingewechselten Niklas Determann auf die Reise. Dieser spielte einen überragenden Ball in Richtung des ebenfalls neu auf das Feld gekommenen Buri Nyuydine, welcher das Leder aber nicht perfekt traf (64.). Nico Thier zielte direkt in die Arme von Jarno Peters (66.), bevor einmal mehr Nyuydine eine herausragende Vorarbeit (diesmal von Lars Spit) nicht verwerten konnte (71.).

Pures Spektakel: Sportfreunden gehört das letzte Wort

Der Abend am Lotter Kreuz ging so langsam seinem Ende entgegen. Passieren sollte allerdings noch eine ganze Menge! Angefangen mit einer „Ampelkarte“ für FCG-Innenverteidiger Justus Henke. Sofort war alle Euphorie beim SFL-Anhang spürbar und auch ihre Jungs setzten nochmals neue Energien frei. Dann wurde es ganz wild: Zunächst holte Jeff Amoah Mensah mit abgefälschtem Versuch einen Eckball heraus (85.), dann scheiterten Determann und Nyuydine förmlich nacheinander (86.). Doch zwei Minuten vor regulärem Spielende schienen die Sportfreunde tatsächlich noch einen Zähler zu retten. Nyuydine flankte ins Zentrum, wo Nico Thier im zweiten Anlauf unter großem Jubel erfolgreich war – 2:2 (88.)!

Aufgrund der vielen Unterbrechungen entschied der künftige Bundesliga-Schiedsrichter Florian Exner aus Münster auf ganze sieben (!) Minuten Nachspielzeit, in denen es ebenfalls noch einmal heiß her gehen sollte: So wäre Nico Tübing beinahe in Begriff gewesen nicht nur einen individuellen Fehler der Lübbers-Elf zu bestrafen, sondern dazu gleichzeitig den ganzen Abend zu entscheiden. Tübing ließ den ein oder anderen Bewacher stehen, zielte aber zu hoch (90.+3). Das letzte Wort gehörte in der Tat den Sportfreunden: Gleich dreimal visierte Fatlum Elezi tief in der Nachspielzeit den gegnerischen Kasten an. Plötzlich ließ Keeper Jarno Peters nur abklatschen, Johannes Sabah staubte ab. 3:2! Die SFL bejubeln ein unfassbares Finish (90.+7)!

Statistiken zur Begegnung

Sportfreunde Lotte: Beckemeyer – Lübke (87. Holzweiler), Mensah, Sabah, Brodersen (60. Ufuk) – Elezi, Thier, Fontein, Krasniqi (60. Determann) – Owusu Addai (60. Nyuydine), Heider (68. Spit)

FC Gütersloh: Peters – Bollmann (73. Tawiah), Henke, Winke (73. Beuckmann), Schauerte – Lanfer, Twardzik, Firmino Dantas, Illig (73. Kandic) – Touratzidis, Beckhoff (81. Frieling)

 

Tore: 0:1 Twardzik (11.), 1:1 Thier (32.), 1:2 Twardzik (50.), 2:2 Thier (88.), 3:2 Sabah (90.+7)

Gelb-Rot: Henke (83./Gütersloh)

Schiedsrichter: Florian Exner (Münster)

Zuschauer: 1242

 

(Bericht: Tobias Wehrmeier I Foto: Rolf Grundke)