Die Sportfreunde Lotte haben den vorzeitigen Sprung an die Tabellenspitze der Regionalliga West verpasst und gingen am Samstagnachmittag (erstmals in dieser Saison) als Verlierer vom Feld. Das 1:4 (0:1) gegen Rot-Weiß Oberhausen war vor 1324 Zuschauern längst nicht so klar, wie es sich vielleicht im ersten Moment ließt. Vor allem in den Anfangsminuten drängten die SFL auf einen frühen Treffer, erwischten den Gast aus dem Ruhrgebiet durchaus auf dem falschen Fuß, belohnten sich aber nicht. So liefen unsere Blau-Weißen schließlich erneut einem Rückstand hinterher, der heute tatsächlich einmal nicht aufzuholen war. Das gewohnt torhungrige RWO schlug dagegen viermal eiskalt zu.

Elezi beginnt in vorderster Front – SFL geben direkt Gas

Ganze vier Änderungen nahm Trainer Fabian Lübbers an seiner Startelf vor. Johannes Sabah, Felix Mensing, Niklas Determann sowie Buri Nyuydine standen anstelle von Nico Lübke, Leonel Brodersen, Kevin Holzweiler und Marc Heider im Nachholspiel auf dem Feld. Besonders interessant: Kapitän Fatlum Elezi durfte am heutigen Tag als echte Sturmspitze auflaufen.

Die Idee von Lübbers schien beinahe früh aufzugehen. Lotte war gleich auf Betriebstemperatur und überraschte das noch nicht vollends auf der Höhe wirkende RWO. Sabah kam nach Elezi-Eckball recht frei zum Kopfball, setzte seinen Versuch jedoch knapp über den Kasten (2.). Anschließend scheiterte zunächst der SFL-Capitano – zuvor klasse von Determann bedient – aus kurzer Entfernung, dann Philip Fontein per wuchtigem Geschoss an Keeper Kevin Kratzsch (3./4.) Es war sofort das interessante Duell, dass der Sportfreunde-Coach erwartet hatte. Jetzt zeigte sich auch Oberhausen erstmals vorne, wo Eric Babacar Gueye knapp links am Ziel vorbei köpfte (5.). Den schicken Elezi-Freistoß auf der anderen Seite parierte Kratzsch erneut stark (6.).

Plötzlich „klingelt“ es hinten…

Das Manko: Lotte belohnte sich nicht für einen schwungvollen Beginn – und bekam dann defensiv durch kleine individuelle Fehler plötzlich Probleme: Moritz Stoppelkamp legte seinen Versuch noch knapp am langen Pfosten vorbei (10.), doch die Gastgeber bekamen jene Phase einfach nicht richtig bereinigt. Über Routinier Stoppelkamp kam das Spielgerät zu Linksaußen Diamant Berisha, der kompromisslos zum 0:1 einnetzte (11.).

Für die Sportfreunde selbstverständlich gar kein Grund aufzustecken, denn dass das Team mit Rückständen umgehen kann, hat es wohl mehr als überdurchschnittlich oft bereits bewiesen. Trotzdem tat die Führung den Gästen durchaus gut. Gueye flankte von links ins Zentrum, Angreifer Timur Kesim kam nicht optimal zum Abschluss (19.). Die Distanzschüsse seitens der Mittelfeldakteure Luca Schlax für Oberhausen (29.) und Fontein für Lotte (30.) rauschten ein gutes Stück am Tor vorbei. Doch die mit Abstand wohl beste Gelegenheit ergab sich für Nico Thier! Vorne links herrlich in Szene gesetzt, brachte der 25-jährige seinen dicken Hochkaräter aber nicht im Tor unter, sondern verzog (40.). Bei zwei Stoppelkamp-Aktionen blieb Laurenz Beckemeyer aufmerksam (38./41.).

RWO erhöht nach der Pause – Brodersen weckt Hoffnung

Der Rückstand zur Pause war schon denkbar unglücklich für Lotte. Gegen einen der namhaftesten Regionalliga-Adressen zeigte sich das Lübbers-Team viel präsenter und generell stark verbessert im Vergleich zur ersten Halbzeit der Vorwoche. Musste aber unmittelbar nach dem Seitenwechsel auf den eigenen Keeper vertrauen: Moritz Stoppelkamp nahm es mit gleich mehreren SFL-Akteuren auf, blieb Sieger und schloss dann stramm ab. Beckemeyer rettete geistesgegenwärtig mit toller Parade (46.). Nachdem Fontein vorne aus spitzem Winkel vergab, erzielte Oberhausen sehenswert das 0:2. Eric Babacar Gueye gewann die Kugel im Mittelfeld, marschierte einige Meter und brachte das Leder dann spektakulär im Kasten unter (51.).

Kurzer Schockmoment für die Sportfreunde, welche zwar weiter versuchten dranzubleiben, es jedoch fortan mit einem noch selbstbewussteren Kontrahenten zu tun hatten. Unterschiedsspieler Moritz Stoppelkamp sollte allerdings ohne eigenen Treffer bleiben: Die Nummer 10 von RWO kam zunächst nicht richtig zum Abschluss (56.) und scheiterte später am linken Pfosten (63.). Es war also theoretisch auch heute noch etwas möglich für Lotte. Die Blau-Weißen schöpften plötzlich in der Tat Hoffnung! Philip Fontein glänzte per feinem Zuspiel in Richtung Leonel Brodersen. Der eingewechselte SFL-Akteur stand beim Pass definitiv nicht im Abseits und verkürzte auf 1:2 (68.).

Ezekwem macht erneutes Aufbäumen zunichte

Wieder eine Aufholjagd am Lotter Kreuz? Weit davon entfernt waren die Hausherren auch heute nicht. Albin Thaqi sollte in der nächsten Szene aber nur den linken Pfosten treffen (70.). Dennoch blieb Zeit, zumindest für den Ausgleich. Diese Rechnung machten unsere Sportfreunde leider ohne Angreifer Cottrell Ezekwem, der wie entfesselt auf einmal allen entwischte und vor Beckemeyer cool blieb – 1:3 (72.). Die prompte RWO-Antwort zog Lotte heute schließlich endgültig den Zahn. So richtig aufgeben wollte sich zwar immernoch niemand, doch spätestens nach Timur Kesims 1:4 war der Deckel drauf (78.).

Die Sportfreunde Lotte müssen also in der Nachholpartie des vierten Spieltages sowie im sechsten Liga-Auftritt insgesamt ihre erste Niederlage hinnehmen. Besonders in puncto Effizienz hatte die Elf vom Niederrhein heute klar die Nase vorn. Mit 13 Zählern steht das Team von Trainer Fabian Lübbers dennoch – unter anderem punktgleich mit dem MSV Duisburg – auf einem soliden vierten Tabellenrang.

Statistiken zur Begegnung

Sportfreunde Lotte: Beckemeyer – Thaqi, Sabah (54. Brodersen), Mensah – Mensing (54. Heider), Determann (60. Wendt), Fontein, Thier (76. Spit), Nyuydine (60. Schaub), Krasniqi – Elezi

RW Oberhausen: Kratzsch – Klaß, Ludwig, Öztürk – Gueye, Ngyombo (80. Thissen), Schlax (87. Burghard), Stoppelkamp – Berisha (72. Böhm), Donkor (72. Ezekwem), Kesim (80. Kayser)

Tore: 0:1 Berisha (11.), 0:2 Gueye (51.), 1:2 Brodersen (68.), 1:3 Ezekwem (72.), 1:4 Kesim (78.)

Gelb: Fontein, Brodersen (SFL) / Klaß, Ngyombo, Ezekwem, Thissen (RWO)

Schiedsrichter: Tobias Esch (Oberpleis)

Zuschauer: 1324

(Bericht: Tobias Wehrmeier I Foto: Rolf Grundke)