Volle Lotte! Denn du bist mein Verein.

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Niederlage in Erndtebrück - „kurios und unglaublich!“

Fabian Lübbers - Salman Sonkaya

Während die einen nach Abpfiff an der Erndtebrücker Pulverwaldkampfbahn um Worte rangen, ließen andere wiederum ihrem Frust freien Lauf. Unsere Sportfreunde haben am Sonntagnachmittag bei der 2:3 (2:1)-Niederlage gegen den TuS 1895 Erndtebrück wohl eines ihrer denkwürdigsten Spiele der Vereinsgeschichte erlebt.

Nicht nur ging die Mannschaft von Trainer Fabian Lübbers fast schon grob fahrlässig mit mehr als einem Dutzend bester Torgelegenheiten um, sondern bewahrheitete sich schlussendlich erneut eine alt bekannte Fußballweisheit. 

Sportfreunde harmonieren und kombinieren

Bereits in den anfänglichen Spielsequenzen wurde deutlich, dass unsere Blau-Weißen sich einiges für den Sonntagnachmittag im Siegerland vorgenommen zu haben schienen. Einsatz- und lauffreudig sowie präsent in fast allen Zweikämpfen startete das Team von Fabian Lübbers in die Partie. Nach herrlich vorgetragenem Angriff vergab Adrian Wanner (abgefälschter Schuss) das frühe Führungstor aus etwa 20 Metern (2.).

Ja. Es wirkte durchaus vielversprechend, was Lotte in den ersten Minuten auf den Platz brachte. Lediglich die Kaltschnäuzigkeit blieb zunächst einmal mehr aus: Fatlum Elezi scheiterte aus kurzer Entfernung an Ex-SFL-Schlussmann Jonas Brammen, bevor Sergio Gucciardo dessen reaktionsschnelle Abwehr ans Außennetz bugsierte (7.).

Schneller, ansehnlicher Auftritt – erneuter Rückstand

Spielerisch war den Sportfreunden im Stadion Pulverwaldkampfbahn tatsächlich nicht all zu viel vorzuwerfen. Doch das erneut zu häufig fehlende Zielwasser sollte bitter bestraft werden: mit dem ersten so richtig erfolgreich inszenierten Angriff ging der TuS Erndtebrück überraschend in Führung. Mittelfeldmann Are Wolzenburg schloss jenen Aufbau über mehrere Stationen eiskalt ab – 1:0 (15.).

Dem bisherigen Spielverlauf entsprach das zwischenzeitliche Resultat zwar nicht, trotzdem knüpfte Lotte weiter an die bisherige Darbietung an. Ließ aber zu viel liegen! Selbstbewusst tankte sich Niklas Determann bis in den Sechzehner durch, traf allerdings nur den rechten Pfosten (19.). Addy Waku Menga vergab eine Hereingabe relativ allein gelassen im Zentrum (24.). Der Schussversuch von TuS-Linksverteidiger Fuad Dodic, mit dem Michael Luyambula keinerlei Probleme hatte, diente da eher als kurze Entlastung (31.).

Ersoy bricht den Bann. Vorerst.

Etwa zehn Minuten vor dem Pausenpfiff sollte jener Bann dann glücklicherweise doch noch brechen: Berkan Ersoy nahm das Spielgerät nach klugem Zuspiel zentral vor dem Strafraum direkt und brachte dieses gefühlvoll im oberen Torwinkel unter – 1:1 (37.). Dies sollte nicht nur für Erleichterung, sondern ebenso weiteren Auftrieb sorgen. Menga machte den Ball vorne optimal fest und Elezi legte schließlich für Gucciardo ab. Der 2:1-Führungstreffer rückte den Verlauf wieder gerade (41.), auch wenn Menga alleine vor Brammen noch nachlegen hätte „müssen” (44.)

Nach dem Seitenwechsel galt es für die Lübbers-Elf, sich endgültig für alle Investitionen und den wirklich durchaus ansehnlichen Auftritt zu belohnen. Dennoch verpasste ebenso Determann per Kopf haarscharf den beruhigenden dritten Treffer (50.).

Eine gute Stunde war gespielt, als die Gäste dem leidenschaftlichen Einsatz dann doch mal kurz leichten Tribut zollten und Erndtebrück zu der ihrerseits besten Spielphase kam. Tatsächlich hatte Lotte kurzzeitig Glück, dass die Partie nicht kippte. Jan-Michael Moses scheiterte unmittelbar vor Luyambula (59.), wie auch Chihiro Inada kurz darauf mit strammem Abschluss aus der zweiten Reihe (61.).

Wer macht endlich den Deckel drauf?

Dennoch hatte das buchstäbliche „Chancenfestival“ der Sportfreunde noch lange kein Ende. So vergaben Gucciardo (64. nach Hereingabe), Simon Schubert (69. zu hoch angesetzter Kopfball), Melih Sayin (74. knapp rechts vorbei nach toller Einzelleistung) sowie Nao Oriyama (77. ebenfalls per Kopf) das erlösende, gleichwohl längst verdiente 3:1.

Fußballkenner, welche gerne mal das wohl jedem bekannte „Phrasenschwein“ bedienen, wissen jedoch um die eine, gefährliche Floskel: „wenn du deine eigenen Chancen nicht nutzt, dann schlägt eben der Gegner zu.“ – Und das sollte sich wieder einmal schmerzlich bewahrheiten. Zuvor hatte Luyambula noch glänzend gegen Ken Sugawara reagiert (70.), war aber beim Kopfball von Admir Terzic nach Ecke machtlos – 2:2 (82.).

Nun überschlugen sich die Ereignisse. Immernoch reichte der Lübbers-Elf wohl ein Treffer, um die gewünschten drei Zähler aus dem Siegerland zu entführen. Dario Bezerra-Ehrets strammes Geschoss entschärfte Brammen zur Ecke (85.). Für Lotte folgte die bitterste Schlussphase der noch jungen Oberliga-Saison …

Kaum zu glauben, aber wahr…

Der eingewechselte Leon Gino Schmidt war es, welcher ein perfektes Zuspiel aus der Luft mit dem Kopf klasse verarbeitete und an den rechten Innenpfosten bugsierte. Erndtebrück konnte jene Situation nicht bereinigen, doch visierte Schmidt im „Rebound“ aus nur zwei Metern ebenfalls ärgerlicherweise nur Torwart Jonas Brammen, statt das ihm völlig offene Gehäuse an (86.).

Aber erst was danach passierte machte den Auftritt im Kreis Siegen-Wittgenstein endgültig zu einem der denkwürdigsten der Blau-Weißen Vereinshistorie. Selten kreierte ein SFL-Team in einem Pflichtspiel nahezu um die 20 wirklich hochkarätige Torgelegenheiten. Das 2:2, es hätte das über 200 km angereiste Lotter Aufgebot natürlich in keinster Weise zufrieden gestellt. 

Unfassbar! Erndtebrück bestraft Lotte komplett

Ken Sugawara, dem aus Japan stammenden Angreifer, fiel ein langer Einwurf der TuS unmittelbar vor Luyambula vor die Füße und reagierte blitzschnell – Erndtebrück bestrafte all die Fahrlässigkeit der Sportfreunde Lotte wenige Minuten vor dem Schlusspfiff komplett, das mit dem wohl kaum für möglich gehaltenen 3:2 sogar noch als Sieger vom Platz ging!

Als „kurios und unglaublich“ bewerteten diverse SFL-Beteiligte die um 17:51 Uhr abgepfiffene Begegnung an der Pulverwaldkampfbahn. Trotz spielfreudigem sowie ansehnlichem Auftritt werden sich die Sportfreunde Lotte mit einer Niederlage im Gepäck auf das kommende Heimspiel am Sonntag (2. Oktober, 15 Uhr) gegen die SpVgg Vreden vorbereiten.

 

(Text: Tobias Wehrmeier I Foto: Rolf Grundke)