Was für ein packendes Duell am Bocholter Hünting! Beim wichtigen Auswärtsspiel im Kampf um die DFB-Pokal-Qualifikation, entwickelte sich vor 2656 Zuschauern praktisch von Beginn an eine äußerst kurzweilige Angelegenheit, in der die Sportfreunde ganze zwei (!) Rückstände drehten und schlussendlich freudestrahlend mit torreichem 4:3 (2:1) im Gepäck zurück ins Tecklenburger Land reisen. Die Partie hatte neben zahlreichen Treffern nach Standards ebenso darüber hinaus so einiges zu bieten. SFL-Torjäger Marc Heider tütete den wertvollen „Dreier“ zehn Minuten vor dem Abpfiff schließlich ein.
Der Rahmen des 29. Spieltags war an diesem Freitagabend schon vor der Begegnung ein Besonderer. Schließlich stand die Einweihung der neuen Flutlichtanlage am Bocholter Hünting an. Sportfreunde-Trainer Fabian Lübbers veränderte seine Startelf auf zwei Positionen: Die gegen Rödinghausen verletzungsbedingt ausgewechselten Jan Wellers und Nico Thier wurden heute von Andi Wiegel sowie Philip Fontein ersetzt. Dass es das Aufeinandertreffen der zweitbesten (Bocholt) und besten (SF Lotte) Liga-Offensive war, spiegelte sich auch umgehend auf dem Platz wider.
Über Samuel Addai (2.), Kamer Krasniqi (4.), gefolgt von Marc Heiders Versuch (5.), hatten unsere Blau-Weißen bereits früh drei Abschlüsse zu verzeichnen. Doch gleichermaßen biss sich auch das Heimteam anschließend ins Geschehen hinein, denn nach zuvor kluger Kopfball-Ablage bot sich plötzlich Nicolas Hirschberger die große Chance. Die Latte rettete für Lotte (9.). Wenig später blieb der österreichische Angreifer Thomas Gösweiner gegen seinen Namensvetter Thomas Kok stabil und traf das Außennetz (12.). Maximilian Adamski zielte aus dem Rückraum hauchdünn rechts am Pfosten vorbei (17.).
So mündete der aufgebaute Druck des 1. FC Bocholt schließlich im ersten Lotter Rückstand des Abends: Adamski gab das Leder von links flach hinein, Dawyn-Paul Donner konnte im Sechzehner nicht gestoppt werden und traf – 1:0 FCB (19.). Allerdings weiß die Lübbers-Elf mit dieser Art Situationen ja nicht selten erfolgreich umzugehen.
Auch heute! Wenn vielleicht auch etwas glücklich, da gefühlt die gesamte Bocholter Defensive beim folgenden Elezi-Eckball unaufmerksam agierte. Niemand fühlte sich für Philip Fontein so richtig zuständig, der unbekümmert einlief und aus Nahdistanz das 1:1 erzielte (24.). Doch noch besser: Samuel Addai’s Hereingabe von der Grundlinie köpfte Isaak Akritidis genau vor die Füße von Buri Nyuydine. Ein platzierter Schuss ins lange Eck sorgte für die 2:1-Führung der SFL (32.). Mit ein wenig Übersicht wäre möglicherweise gar noch mehr drin gewesen, jedoch verpasste Addai das potenzielle Abspiel in die Mitte und scheiterte an Keeper Lucas Fox (42.).
Durchgang Nummer zwei startete dann deutlich gemächlicher als etwa noch der Erste. Und das, obwohl der Schein letztendlich trügen sollte, in Anbetracht dessen, was den über 2500 Zuschauern später noch geboten werden sollte. Die Partie drohte ein wenig abzuflachen, da brachte Elezi plötzlich den Bocholter Marvin Lorch im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Jan Peter Weßels entschied nach einer Stunde sofort auf Strafstoß. Ausgerechnet der Ex-Lotter Cedric Euschen traf vom Punkt zum 2:2 (60.). Die Mannschaft von Teamchef Christopher Schorch war somit also wieder voll in der Partie. Dennoch hätte Marc Heider – auf Zuspiel des eingewechselten Nico Lübke – elf Minuten später auf 3:2 stellen müssen! Der SFL-Torjäger verpasste im Zentrum unglücklich die erneute Führung (71.).
Alles schien hier heute möglich. Den nächsten „Punch“ setzte zum Leidwesen der Sportfreunde dann wieder Bocholt: Jeff Amoah Mensah legte Jan Holldack unmittelbar vor dem Strafraum, welcher sich auch den nun folgenden Freistoß aus 17 Metern schnappte. Holldack knallte die Kugel schließlich fulminant an der Mauer vorbei ins Tor – 3:2 Bocholt (78.).
War es das? Mitnichten! Dieses verrückte Spiel war noch lange nicht vorbei. So wurde Buri Nyuydines Geschoss von Maximilian Adamski mit der Hand geblockt. Elfmeter nun ebenso für Lotte! In der Vorwoche hatte SFL-Capitano Elezi noch vergeben – Nun verwandelte dieser ganz cool und ließ dem luxemburgischen Nationalkeeper Lucas Fox keine Chance – 3:3 (81.)!
Es war beinahe unfassbar, jedoch sollte auch das noch längst nicht alles gewesen sein! Fatlum Elezi brachte einen Freistoß aus dem Halbfeld aussichtsreich in die Bocholter „Box“, wo Marc Heider seinen Bewachern davon lief und sich ebenfalls noch in die lange Torschützenliste des Abends eintrug – 4:3 (84.). Der pure Wahnsinn! Zweimal lagen die Sportfreunde Lotte am Hünting in Rückstand, zweimal drehten sie diesen in eine eigene Führung um, welche jetzt nur noch bis zum Abpfiff Bestand haben musste.
Das Duell der beiden Teams mit den meisten erzielten Toren der Liga wollte sich aber einfach nicht beruhigen: Der eingewechselte Mats Facklam köpfte viel zu zentral auf den Kasten (87.), Heiders Hereingabe verpasste Facklam außerdem haarscharf (88.), bevor Celal Aydogan per wuchtigem Distanzschuss ans Lattenkreuz fast gar noch für das Bocholter 4:4 sorgte (88.).
Nach überstandener Extra-Zeit von vier Minuten war es schließlich geschafft. Die Sportfreunde Lotte drehen gleich zweimal innerhalb 90 Minuten das Spiel am Hünting, fahren unglaublich wichtige drei Punkte im Kampf um die DFB-Pokal-Qualifikation ein und tanken außerdem frisches Selbstvertrauen für das Westfalenpokal-Halbfinale (Mittwoch, 16. April, 19 Uhr) beim SV Rödinghausen, wo der womöglich schnellste Weg in Richtung DFB-Pokal winkt.
1. FC Bocholt: Fox – Riedel, Janssen (61. Stojanovic), Donner (46. Euschen), Amedick – Holldack, Adamski, Hirschberger (85. Aydogan), Akritidis (37. Hanke) – Lorch, Gösweiner
Sportfreunde Lotte: Westphal – Brodersen (69. Lübke), Mensah, Kok, Wiegel (74. Milic) – Krasniqi (80. Facklam), Elezi, Fontein (69. Wellers) – Nyuydine, Addai (74. Demaj) – Heider
Tore: 1:0 Donner (19.), 1:1 Fontein (24.), 1:2 Nyuydine (32.), 2:2 Euschen (60./Foulelfmeter), 3:2 Holldack (78.), 3:3 Elezi (82./Handelfmeter), 3:4 Heider (84.)
Schiedsrichter: Jan Peter Weßels (Moers)
Zuschauer: 2656
Auswärts (Mittwoch, 16. April, 19 Uhr) Westfalenpokal-Halbfinale beim SV Rödinghausen.
Zuhause (Samstag, 19. April, 14 Uhr) gegen den 1. FC Düren.
(Bericht: Tobias Wehrmeier I Foto: Alexander Frontzek)
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